In allen Kulturen und zu allen Zeiten besass das Haar eine besondere Bedeutung. Haare prägen das Erscheinungsbild und stellen ein persönliches Ausdrucksmittel dar. Für Status, Identität und Schönheitsempfinden spielt das Haar deshalb eine wichtige Rolle. Umso schmerzlicher ist es für viele Menschen, ihr Haar zu verlieren. Dabei ist der Verlust einer bestimmten Anzahl von Haaren täglich ein ganz natürlicher Vorgang.

Pro Tag wachsen die Haare ungefähr um 0,3 Millimeter, das ist im Monat ungefähr ein Zentimeter. Gesundes Haar hält eine Menge aus: Ein einzelnes Haar kann bis zu 100 Gramm tragen und bis zu fünf Jahre alt werden. Das Haar erneuert sich in regelmässigen Abständen, ebenso wie unsere Haut, unser Blut und alle anderen Körperzellen. Haare fallen aus, neue wachsen nach – das ist der natürlichen Kreislauf, auch Haarzyklus genannt.

Wann wird Haarausfall aber zum Problem?

Allein in Deutschland leben mehr als 20 Millionen Menschen, die unter Haarausfall leiden. Die häufigste Form des Haarausfalls ist die androgenetische Alopezie, der erblich bedingte Haarausfall. Generell sind Männer häufiger betroffen als Frauen. Bei 70 Prozent aller Männer kommt es ab dem 25. Lebensjahr im Laufe des weiteren Lebens zum Verlust des Haupthaares. Sie verlieren dann mehr Haare als wieder nachwachsen oder stellen fest, dass das nachkommende Haar kaum noch wächst und nach wenigen Zentimetern schon wieder ausfällt. Einen Anhaltspunkt für Haarausfall liefert die Zahl 100: Wer täglich nicht mehr als 100 Haare verliert, befindet sich noch im Normbereich, Haarverlust darüber hinaus führt auf Dauer zu sichtbaren Lichtungen des Haares.

Wenn sichtbar mehr als 100 Haare täglich ausfallen, sollten Sie dies über eine Zeit beobachten und nicht sofort in Panik verfallen. Es gibt häufig Phasen im Leben mit vermehrtem Haarausfall. Der Haarausfall ist dann temporär begrenzt, nach einigen Tagen oder Wochen wachsen die Harre wieder dicht nach.

Welchen zeitlichen Verlauf der Haarausfall bei den Betroffenen annehmen wird, kann man in der Regel nicht vorhersagen. Die Abfolge ist jedoch immer ähnlich:

  • Bei Männern beginnt der Haarausfall meist mit der Bildung von Geheimratsecken an den Schläfen, die sich dann auf den Oberkopf ausweiten und schliesslich zur Bildung einer Glatze führen. Ausgespart bleibt häufig ein seitlicher Haarkranz.
  • Bei Frauen lichtet sich das Haar – handelt es sich um androgenetischen Haarausfall – eher entlang des Scheitels. Die Haardichte in den anderen Bereichen bleibt normal.

Der Wachstumszyklus der Haare

Jeder verliert täglich Haare, täglich wachsen neue Haare nach. In jedem Haarfollikel wechseln sich Phasen des Wachstums, des Übergangs und des Ausfalls in rhythmischer Folge ab. Das Haarwachstum durchläuft drei Phasen:

  • aktive Wachstumsphase
  • Umbauphase
  • Ruhephase

Die aktive Wachstumsphase (Anagenphase) dauert zirka zwei bis sechs Jahre. Ungefähr 85 Prozent der Kopfhaare befinden sich stets in der Anagenphase, der längsten Phase des Wachstumszyklus. Danach folgt eine kurze Umbauphase (Katagenphase). In dieser ein- bis drei-wöchigen Phase stellen die Haarwurzelzellen vorübergehend die Zellteilung und die Haarproduktion ein. Schliesslich folgt die Ruhephase (Telogenphase): Das Haar bleibt noch ein bis drei Monate in der Haarwurzel und fällt dann beim Waschen, Kämmen oder durch ein nachwachsendes Haar aus. Bei einem normalen Haarwachstumszyklus verliert der Mensch täglich bis zu 100 Haare.

Warum fallen Haare aus?

Verschiedene Faktoren können Haarausfall verursachen: Umwelteinflüsse, Luftverschmutzung, Stress, Müdigkeit, Mangelernährung, chronische Krankheiten, bestimmte Medikamente, hormonelle Faktoren, genetische Vorbelastung oder chemische Substanzen in Kosmetikprodukten. All dies können Gründe für einen schnelleren Übergang in die Ruhephase des Haarwachstumszyklus sein. Dabei steigt die Anzahl der ausfallenden Haare schneller als die der nachwachsenden Haare.

Sobald sich der Verlust der Haare über eine bestimmte Zeit steigert und die Haardichte sichtbar abnimmt, wird der Haarausfall zum Problem.